Auswärtsfluch besiegt – Talents gewinnen mit Kröner in Grünberg
Aller guten Dinge sind acht: Dank einer insgesamt überzeugenden Leistung feierten die Talents BonnRhöndorf einen nicht unbedingt erwarteten 63:51 (31:26)- Sieg bei den Bender Baskets in Grünberg und zeigten ein ganz wichtiges Lebenszeichen. Es war der erste Auswärtssieg der Mannschaft in der TOYOTA 2. Basketball-Bundesliga in dieser Spielzeit. Und ein ganz wichtiger obendrein. In der sehr engen Tabelle kletterte Bea Waffenschmieds Ensemble vorläufig wieder auf Rang sieben und hat den direkten Vergleich mit Grünberg für sich entschieden.
Mit einer weiteren Niederlage wäre die Luft im Play-Down-Keller langsam dünn für die Talents geworfen. Zumal mit Neuss und Oberhausen beide Letztplatzierten Überraschungssiege gegen eigentlich stärke aber durch Krankheitsausfälle heftig gebeutelte Gegnerteams einfuhren. So konnten die Metropol Ladies Herne/Recklinghausen ihr Match in Oberhausen wegen Spielerinnenmangel gar nur mit fünf Akteurinnen beginnen und waren im zweiten Viertel nur noch zu dritt – Spielende. „Man muss auch einfach Glück haben im Abstiegskampf“, kommentierte Talents-Manager Markus Wolf das Fortune des direkten Konkurrenten.
Die Talents warteten in Grünberg mit einer personellen Überraschung auf. Niemand geringeres als Amelie Kröner war nämlich im BonnRhöndorfer Trikot mit der Nummer 22 aufgelaufen. Kröner war im Sommer nach einem erfolgreichen Zweitligajahr in Bonn zu den Leverkusen Wings in die erste Liga gewechselt. Der berühmte „nächste Schritt“ in der Laufbahn einer Kaderathletin. Die 22 jährige kann jedoch im Rahmen ihrer Doppellizenz auch weiterhin für beide Vereine spielen. Und da die Talents zuletzt sechs von sieben Partien abgegeben hatten und die beiden Vereine ohnedies partnerschaftlich miteinander kooperieren, war man mit den Wings schnell über einen „Ausleih“ der 1,88 Meter großen Innenspielerin handelseinig geworden.
Der natürliche Reflex der Mitbewerber, sich bis Ende Januar mit einer beliebigen ausländischen Importspielerin zu verstärken, ist in Bonn und Rhöndorf bekannterweise weder strukturell noch finanziell ein Thema. „Amelie wird uns bis zum Ende der Saison mit ihrer Größe und Korbgefährlichkeit natürlich enorm helfen“, erklärte Wolf. Zusätzlich hatte Coach Bea Waffenschmied mit Lia Hilgenfeld eine weitere große Spielerin aus dem Regionalligateam der Talents in ihren Spielkader berufen auch weil Lena Lingnau und Karoline Steffen krankheitsbedingt passen mussten.
Grünberg hatte zwar nicht seine Marburger Erstligaprofis am Start, mit Tonisha Baker und Samantha Coleman standen aber zwei „Importe“ zur Verfügung, die im Hinspiel nicht dabei gewesen waren. Da war es sicher eine willkommene Personalie, dass Kröner (14 Punkte) ihre Talente für die Talents zur Verfügung stellte. Eingewöhnungszeit benötigte die Angreiferin jedenfalls keine.
Die Talents erwischten einen guten Start und hatten vor allem ihre Hauptwaffe – den Wurf von der Dreierlinie – schnell einsatzbereit. Zwei Dreier der erneut starken Alinde Kerluku, einer von Zoe Hartmann und einer von Kröner gaben den Gästen einen 15:10-Vorspung nach den ersten zehn Minuten. Nach Lisanne Räwer Tangueps Treffer zum 18:10 sah es richtig gut aus für die rheinischen Gäste. Doch Grünberg kam nun besser ins Spiel und dank der gut aufgelegten Lotte Seegräber wieder ins Spiel zurück. Kröners zweiter Distanztreffer zum 21:15 verschaffte wieder etwas Luft, die Bender Baskets machten das Match jedoch schnell spannend. Spätestens als Coleman per Dreier auf 26:28 verkürzte, war es ein offener Fight. Ein Glück, dass Kerluku Sekunden vor der Sirene zum dritten Mal von außerhalb des Halbkreises einnetzte und ihr Team mit Momentum in die Kabine führte. Zur Pause (26:31) hatte die Waffenschmied-Truppe sechsmal aus der Distanz getroffen.
Der dritte Durchgang „gehörte“ Räwer Tanguep, die sich mehrfach unter dem Brett auszeichnete und acht Zähler beisteuerte. Und als Marie Kleinert zum 45:30 traf, wurde der Auswärtssieg langsam wahrscheinlich. Mit einer 47:33-Führung im Rücken sollten die Talents eigentlich beruhigt in das Schlussviertel gehen. Aber die Einheimischen warfen noch einmal alles in die Waagschale und starten mit der immer stärker werdenden Coleman eine 8:0-Serie (41:50, 33.). Waffenschmieds Timeout sollte die Gemüter jedoch erfolgreich beruhigen. Nach Kröners Treffer aus dem Dreipunktland zum 59:43 bogen die Talents endgültig auf die Siegerstraße ein. Ein schöner Block von Lara Brinkmann und ein Steal von Zoe Perlick besiegelte das Grünberger Schicksal schlussendlich durch gute Defense und ein ruhiges Händchen aus dem Feld und von der Freiwurflinie.
Viertel: 10:15 / 16:16 / 7:16 / 18:16
Es spielten: A. Kerluku (13 Punkte / 3 Dreier), L. Arz, Z. Hartmann (6), Z. Perlick (6/1), L. Hilgenfeld, L. Räwer Tanguep (10), M. Koopmann (5), A. Kröner (14/3), L. Brinkmann (7), M. Kleinert (2).